Ein in der Altstadt verstecktes Haus mit viel Kunst an den Wänden und minimalistischem Design – mehr braucht man nicht für einen Wochenendtrip nach Venedig. Zwei stern.de-Autoren verraten ihren persönlichen Hoteltipp, einen preiswerten noch dazu. Durch diese hohle Gasse sollen wir gehen? Als wir nach der Fahrt mit dem Wasserbus durch die im Abendlicht schimmernden Kanäle an der Ponte delle Guglie aussteigen, sind wir ratlos. Wo mag das Hotel sein? Tatsächlich ist das Ca’Pozzo nicht auf den ersten Blick zu finden. Im venezianischen Ghetto, direkt am Bootsanleger, versteckt sich das kleine Hotel hinter alten Fassaden in einem kleinen Hinterhof. Der Weg dorthin ist dunkel und feucht: Der Feinkostladen nebenan hat sein Fischlager in dem Durchgang mit den niedrigen Decken. Nicht zu sehen, aber zu riechen. Was zuerst ein wenig abschreckend wirkt, erweist sich in den nächsten Tagen allerdings als Vorteil. Obwohl das Frühstück im Ca’Pozzo deutlich mehr zu bieten hat als trockenes Weißbrot und fettäugige Mortadella, ist der Feinkostladen tagsüber ein guter Anlaufpunkt für den Espresso zwischendurch und eine Handvoll Dolci.
Von außen wirkt das Ca’Pozzo nüchtern und modern. Doch der Umbau des alten Gebäudes mit Hinterhof ist gelungen: Die insgesamt 15 Doppelzimmer sind nicht riesig, aber stil- und liebevoll gestaltet. Da die Betreiber des Ca’Pozzo sich der Förderung moderner Kunst verschrieben haben, findet man in jedem Zimmer und auch in den öffentlichen Bereichen des Hauses moderne Gemälde des italienischen Malers Michele Pornaro Borer. Das edle Inventar der Zimmer ist den Farben des jeweiligen Bildes angepasst.
„Natürlich haben wir ihnen ein Doppelbett gegeben. Und ein Upgrade“, sagt Samantha, die freundliche Rezeptionistin. Ungefragt ist das eine wirklich schöne Überraschung. Zumal wir das Hotel zum Karneval besuchen, wenn normalerweise alle Zimmer ausgebucht und die verbliebenen nur zum dreifachen des üblichen Preises zu haben sind. Morgendliches Trödeln ist auch kein Problem: Obwohl wir das „Nicht stören“-Schild nicht gefunden haben, klopft die Putzfrau bis elf Uhr nicht an. Der Vorteil kleiner Häuser, in denen die Rezeption immer weiß, wer auf seinem Zimmer ist und wer nicht.
Im Hotel wird nur Frühstück angeboten – für abendliche Restaurant-Tipps gibt es extra eine Auswahl von Venedig-Büchern an der Rezeption plus eine ausführliche individuelle Beratung. Samantha hilft gern, das zu den eigenen Wünschen am besten passende Restaurant auszuwählen und reserviert einem unkompliziert einen Tisch. Besonders empfehlenswert: Das „Ribo“ (S. Croce 158). Hier speist man hervorragend unter einer riesigen Galerie von Fußballfotos, auf denen sich der schwergewichtige Restaurantbesitzer Barbani Giorigo neben Torhüterlegende Gianluigi Buffon oder Ex-Nationaltrainer Marcello Lippi ablichten ließ.
Sie sagt: Obwohl Venedig so viele Touristen anlockt, ist es schwer ein Hotel zu finden, das mehr ist als ein „Jein“ – entweder sind die Herbergen schlicht schön, aber auch teuer. Oder sie sind günstig und dafür vollgestopft mit Porzellanhunden und Plastikblumen. Das Ca’Pozzo ist da eine löbliche Ausnahme: ein klares „Ja“. Und wozu ist man in Venedig, wenn nicht um „Ja“ zu sagen?
Er sagt: Rustikales Gebälk und Design-Minimalismus, schwere Holzfensterläden und moderne technische Ausstattung (vom Badezimmer bis zur Stereoanlage) – selten ist die Kombination aus Tradition und Moderne so gelungen wie hier.
Sottoportego Ca‘ Pozzo
Cannaregio 1279
30121 Venedig, Italien
Tel. +39 041 5240504, Fax +39 041 5244099
www.capozzoinn.com
Preise: Doppelzimmer für 115 Euro (Nebensaison) bis 230 Euro